Manchmal müssen Tauben per Hand gefüttert werden. Sei es, weil sie einfach noch zu jung sind, um selber fressen zu können, oder weil sie aufgrund einer Krankheit (z.B. Paramyxovirose) vorübergehend nicht selbst dazu in der Lage sind.

Sehr kleine Küken oder extrem abgemagerte Tauben füttere ich mit Handaufzuchtsfutter . Diesen bekommt man i.d.R. im Zoofachhandel. Da eher selten spezieller Taubenküken-Aufzuchtsbrei zu bekommen ist, geht auch Aufzuchtsbrei für möglichst große Vögel wie Papageien etc. (z.B. „Harrison Recovery Formula“, „Nutribird A19“, „CeDe Premium Handrearing Food“, „Sollfranks Aufzuchtfutter für Jungtauben“ oder vergleichbare Produkte – bitte kein Eifutter für Elterntiere o.ä.), notfalls halt für Kanarien oder Wellensittiche. Diesen bitte nach Anleitung mit warmem Wasser anrühren. Hat man gar keinen direkten Zugriff auf solche „Spezialkost“, geht kurzzeitig auch normaler laktosefreier Babybrei aus dem Drogeriemarkt (z.B. 7-Korn-Bio-Brei von Milupa oder Hipp), den man mit Wasser anstatt mit Milch anrührt. Kleinere Küken benötigen kleinere, dafür häufigere Mahlzeiten. Angaben in Gramm kann ich nicht machen, da ich immer nach Gefühl füttere. Der Kropf sollte gut gefüllt sein, und bei der nächsten Mahlzeit fast wieder komplett leer. Ist das Küken älter (ca. 3 Wochen), ersetze ich eine Mahlzeit mit vorher gut eingeweichter Taubenfutter-Körnermischung oder Weizen oder Mehrkornmischung aus dem Drogeriemarkt. Dies hält länger vor und man kann so nach und nach auf (trockene) Körner umstellen und braucht dann dementsprechend auch nicht mehr allzu oft zu füttern, morgens, mittags und abends reichen dann völlig aus, bei noch älteren Tauben kann man die Anzahl der Mahlzeiten auf eine einzige reduzieren, da die Körner langsam über den Tag aus dem Kropf in den Körper wandern. Bei ausschließlicher Breifütterung braucht kein Wasser zugefüttert werden, bei Körnermahlzeiten ist dies unerlässlich. Eine ausgewachsene Taube braucht am Tag ca. 30-40g / 2 Esslöffel voll Körner und ca. 40-50ml Wasser.

Zusätzlich sollte noch etwas für die Darmflora getan werden, auch wenn im Aufzuchtsfutter meist entsprechende Zusätze enthalten sind. Ich nehme dazu 1x täglich Liviferm von Chevita, in der Apotheke rezeptfrei zu bekommen, es geht aber ebenso Bird Bene-Bac vom Tierarzt oder entsprechende Alternativen. Für die Knochen gebe ich 1x täglich eine Kalzium+D3-Tablette und 3x die Woche ein Multivitaminpräparat (z.B. Korvimin), ebenfalls gut im Fachhandel, in der Apotheke oder beim Tierarzt zu bekommen.

Spritzen

Mein „Werkzeug“ habe ich im folgenden abgebildet. Für die Breifütterung sowie zur Wassergabe benutze ich einfache Spritzen (ohne Nadel!) aus der Apotheke für wenige Cents. Ich bevorzuge 20ml-Spritzen, es gehen aber auch ebenso die kleineren Varianten.



Frauenkatheder

Damit man das an der hinteren Zunge befindliche Atemloch umgeht (wichtig, da Erstickungsgefahr, falls Wasser oder Brei ins Atemloch kommt!), setze ich einen kleinen Schlauch auf.

Perfekt passen sog. „Frauenkatheder“ in der Größe CH14, auch sehr günstig in der Apotheke zu bekommen. Ich schneide ca. 6cm vom obersten Teil ab und verwende diesen. Vorteil: die Kappe ist oben völlig abgerundet (= keine Verletzungsgefahr), an den Seiten befinden sich die Löcher, durch die der Brei bzw. das Wasser austreten kann.

Spritze

Man sollte, auch wenn es einem ersteinmal befremdlich vorkommt, diesen Schlauch relativ tief in den Hals bis hinunter in den Kropf einführen. Ich stecke diese Spritzen übrigens nach der Verwendung in das Besteckfach der Spülmaschine, zumindest sollte nach der Fütterung die Spritze mit Aufsatz mit heißem Wasser gespült werden, so kann sie mehrfach benutzt werden.

Löffel

Für die Fütterung mit eingeweichten oder trockenen Körnern hat sich ein wie auf dem Foto gebogener Löffel bestens bewährt. Darin „kullern“ die Körner fast wie von selbst in den geöffneten Schnabel und können von dort aus abgeschluckt werden. Mit einer Zange kann so ein Löffel in wenigen Sekunden selbst aus einem normalen Teelöffel hergestellt werden.

Taube

So, nun aber zur Praxis. Da eine Handfütterung für alle Beteiligten kurz und schmerzlos ausfallen sowie von einer Person zu bewältigen sein sollte, gehe ich wie folgt vor. Zuerst nehme ich die Taube auf den Schoß und wickle sie vorsichtig – nicht zu fest, nicht zu locker – in ein altes Handtuch ein. Somit ist die Taube quasi bewegungsunfähig und ich habe beide Hände frei.

Füttern

Mit der einen freien Hand halte ich dann das Köpfchen fest, von hinten halten die Finger den Schnabel fest. Mit dem Daumen der anderen Hand öffne ich vorsichtig den Schnabel und halte ihn mit den Fingern offen (auch kleine Taubenküken sperren NICHT und müssen auf diese Art zu ihrem Glück gezwungen werden). So habe ich die zweite Hand frei für die Spritze oder den Löffel. Nach jeder Futtergabe das Köpfchen kurz loslassen, damit die Taube gut abschlucken kann.

Wenn man diese Prozedur ein wenig eingeübt hat, dauert die Breifütterung nur wenige Sekunden, eine Tagesration Körnerfütterung dauert 4-5 Minuten. Also kein wirklicher Aufwand und auch nichts, was nicht vor bzw. nach der Arbeit „mal eben“ gemacht werden kann. Handfütterung bei Tauben ist keine Herausforderung, kostet vielleicht am Anfang etwas Überwindung, aber ist manchmal für die Taube (über)lebensnotwendig!!

An dieser Stelle möchte ich meinem „Modell“ danken, die Taube auf dem Foto ist ein blinder Vogel, der schon ewig selbst frisst, aber dem das Blitzen der Kamera nichts ausmacht. Haste super gemacht, Mäusken.