Ersteinmal danke – viele Menschen schauen weg und gehen vorbei.

Eine Taube, die nicht mehr vorm Menschen flieht, ist meist sehr krank. Man kann sie in den meisten Fällen mit einem beherzten Griff fangen. Läuft sie noch weg – wenn z.B. „nur“ ein Flügel gebrochen ist – hat es sich bei mir bewährt, sie in eine Ecke zu drängen und dann mit der Hand zu fangen oder eine Jacke etc. darüber zu werfen. Möglicherweise wehrt sie sich durch Flügelschlagen. Wenn Sie das Tier aber mit Ihrer Hand bzw. ihren Händen so umfassen, dass die Flügel am Körper anliegen, dann beruhigt sie sich in der Regel recht schnell. Bitte nie so fest drücken, dass dem Tier die Luft wegbleibt!!

Wenn Sie eine Stofftragetasche dabei haben sollten, prima, darin liegt eine Taube beim Transport bequem wie in einer Hängematte. Plastiktüten sind natürlich ungeeignet – Erstickungsgefahr! Haben Sie keine Stofftragetasche dabei, fragen Sie doch einfach im nächsten Schuhgeschäft nach einem Karton. Mit einem Ihrer Schlüssel lassen sich leicht Luftlöcher in den Deckel pieksen.

Und schon ist die Taube transportfähig!!

Die optimale Unterbringung für ihren kleinen kranken Gast ist ein Meterkäfig.
Das sind diese Käfige, in denen normalerweise Kaninchen oder Meerschweinchen wohnen. Da nicht jeder einen leeren Käfig auf dem Dachboden herumstehen hat, kann auch eine Katzentransportkiste, ein Karton oder eine umgedrehte Klappbox gute Dienste leisten. Der Boden kann mit einer alten Zeitung belegt werden, er ist dann leicht sauber zu halten. Weicher und angenehmer und genauso effektiv ist Küchenpapier. Tauben, die nicht stehen können, freuen sich über ein altes Handtuch, welches ein wenig zusammengeknüllt und in eine Ecke gelegt schön stützt. Zwei Dessertschüsseln oder andere flache Behälter dienen als Futter- und Wassernäpfe. Kein Taubenfutter parat? Macht nichts. In jedem Drogeriemarkt bekommen Sie ein Kilo Weizen oder eine Mehrkornmischung für kleines Geld. In Weizen steckt alles, was eine Taube braucht – sie kann mit Weizen als Alleinfuttermittel problemlos auch über längere Zeit versorgt werden. Drogeriemarkt nicht erreichbar oder geschlossen? Dann tuts kurzfristig auch Reis, trockene Erbsen, Linsen, Hafer(-flocken), Leinsamen, Sonnenblumenkerne, ungesalzene Erdnüsse, Popcornmais, eine Müslimischung – was der Haushalt so zu bieten hat. Ausgehungerte Tauben sind nicht sehr wählerisch und froh, wenn sie irgendwas zu picken bekommen.

Was immer das Tier hat – bitte gehen Sie mit ihm zum Tierarzt. Die meisten Tierärzte behandeln Stadttauben wie Wildtiere und damit kostenlos. Ein kurzer Anruf beim Tierarzt vorab klärt die Einstellung Ihres Tierarztes dazu. Zur Not einfach auch einen weiteren Tierarzt anrufen! Eine Liste mit vogelkundigen Tierärzten finden Sie unter www.vogeldoktor.de Übrigens sind auch einige Tierheime (leider nicht alle) bereit, Tauben aufzunehmen und behandeln zu lassen.

Viele Tierärzte neigen dazu, eine kranke oder verletzte Stadttaube zu „euthanasieren“, also einzuschläfern. Das liegt oft daran, dass das Tier gesundgepflegt werden muss. Das ist nicht Sache des Tierarztes, dazu ist aber auch kaum eine Privatperson bereit. Bitte lassen Sie das Tier nicht einfach einschläfern, es hängt am Leben genau wie jeder von uns! In vielen Fällen kann man das Tier heilen bzw. aufpäppeln. Können Sie das aus triftigen Gründen nicht, suchen Sie bitte nach einer Person, die das für Sie übernehmen kann. Vielleicht werden Sie unter www.wildvogelhilfe.org (dort auf „Auffangstationen“ klicken) oder www.wildvogelpflege.de (unter „Hinweise“ schauen, da ist eine Liste einiger Auffangstationen) fündig. Eventuell lohnt sich auch ein Anruf bei den Tierheimen in der näheren Umgebung, auch wenn sie selbst keine Pflegetauben aufnehmen, kennen sie doch oft Privatleute, die das tun.
Übrigens: Auch wenn eine dauerhafte Behinderung zurückbleibt, kann eine Taube damit oft gut leben. Fehlende Zehen oder Flugunfähigkeit sollten kein Todesurteil sein! Offene Schläge z.B. haben teilweise kleine Bereiche für behinderte Tauben abgeteilt, auch einige Vereine haben sich dem gewidmet wie z.B. die www.villa-fluegel.de

Das ist eine schwierige Angelegenheit. Tauben sind sehr standorttreu (sonst würde das mit dem „Brieftaubensport“ auch nicht funktionieren) und lassen sich schlecht bzw. gar nicht umsiedeln. Von daher würde der Großteil der Tauben, die vermittelt wurden, beim ersten Freiflug zum alten Taubenschlag zurückkehren – auch wenn dieser längst abgerissen wurde. Es bleibt einem also nur, die Tauben an ihrem Standort weiter zu versorgen bzw. an einen Platz zu vermitteln, an dem die Tauben zeitlebens eingesperrt bleiben. Adressen für letztgenannte Alternative kann ich Ihnen nicht anbieten. Möglicherweise erklärt sich ein Offener Schlag dazu bereit, eine Liste finden Sie hier: http://www.tierrechte.de/themen/stadttauben/teilnehmende-staedte

Manchmal müssen Tauben per Hand gefüttert werden. Sei es, weil sie einfach noch zu jung sind, um selber fressen zu können, oder weil sie aufgrund einer Krankheit (z.B. Paramyxovirose) vorübergehend nicht selbst dazu in der Lage sind.

Sehr kleine Küken oder extrem abgemagerte Tauben füttere ich mit Handaufzuchtsfutter . Diesen bekommt man i.d.R. im Zoofachhandel. Da eher selten spezieller Taubenküken-Aufzuchtsbrei zu bekommen ist, geht auch Aufzuchtsbrei für möglichst große Vögel wie Papageien etc. (z.B. „Harrison Recovery Formula“, „Nutribird A19“, „CeDe Premium Handrearing Food“, „Sollfranks Aufzuchtfutter für Jungtauben“ oder vergleichbare Produkte – bitte kein Eifutter für Elterntiere o.ä.), notfalls halt für Kanarien oder Wellensittiche. Diesen bitte nach Anleitung mit warmem Wasser anrühren. Hat man gar keinen direkten Zugriff auf solche „Spezialkost“, geht kurzzeitig auch normaler laktosefreier Babybrei aus dem Drogeriemarkt (z.B. 7-Korn-Bio-Brei von Milupa oder Hipp), den man mit Wasser anstatt mit Milch anrührt. Kleinere Küken benötigen kleinere, dafür häufigere Mahlzeiten. Angaben in Gramm kann ich nicht machen, da ich immer nach Gefühl füttere. Der Kropf sollte gut gefüllt sein, und bei der nächsten Mahlzeit fast wieder komplett leer. Ist das Küken älter (ca. 3 Wochen), ersetze ich eine Mahlzeit mit vorher gut eingeweichter Taubenfutter-Körnermischung oder Weizen oder Mehrkornmischung aus dem Drogeriemarkt. Dies hält länger vor und man kann so nach und nach auf (trockene) Körner umstellen und braucht dann dementsprechend auch nicht mehr allzu oft zu füttern, morgens, mittags und abends reichen dann völlig aus, bei noch älteren Tauben kann man die Anzahl der Mahlzeiten auf eine einzige reduzieren, da die Körner langsam über den Tag aus dem Kropf in den Körper wandern. Bei ausschließlicher Breifütterung braucht kein Wasser zugefüttert werden, bei Körnermahlzeiten ist dies unerlässlich. Eine ausgewachsene Taube braucht am Tag ca. 30-40g / 2 Esslöffel voll Körner und ca. 40-50ml Wasser.

Zusätzlich sollte noch etwas für die Darmflora getan werden, auch wenn im Aufzuchtsfutter meist entsprechende Zusätze enthalten sind. Ich nehme dazu 1x täglich Liviferm von Chevita, in der Apotheke rezeptfrei zu bekommen, es geht aber ebenso Bird Bene-Bac vom Tierarzt oder entsprechende Alternativen. Für die Knochen gebe ich 1x täglich eine Kalzium+D3-Tablette und 3x die Woche ein Multivitaminpräparat (z.B. Korvimin), ebenfalls gut im Fachhandel, in der Apotheke oder beim Tierarzt zu bekommen.

Spritzen

Mein „Werkzeug“ habe ich im folgenden abgebildet. Für die Breifütterung sowie zur Wassergabe benutze ich einfache Spritzen (ohne Nadel!) aus der Apotheke für wenige Cents. Ich bevorzuge 20ml-Spritzen, es gehen aber auch ebenso die kleineren Varianten.



Frauenkatheder

Damit man das an der hinteren Zunge befindliche Atemloch umgeht (wichtig, da Erstickungsgefahr, falls Wasser oder Brei ins Atemloch kommt!), setze ich einen kleinen Schlauch auf.

Perfekt passen sog. „Frauenkatheder“ in der Größe CH14, auch sehr günstig in der Apotheke zu bekommen. Ich schneide ca. 6cm vom obersten Teil ab und verwende diesen. Vorteil: die Kappe ist oben völlig abgerundet (= keine Verletzungsgefahr), an den Seiten befinden sich die Löcher, durch die der Brei bzw. das Wasser austreten kann.

Spritze

Man sollte, auch wenn es einem ersteinmal befremdlich vorkommt, diesen Schlauch relativ tief in den Hals bis hinunter in den Kropf einführen. Ich stecke diese Spritzen übrigens nach der Verwendung in das Besteckfach der Spülmaschine, zumindest sollte nach der Fütterung die Spritze mit Aufsatz mit heißem Wasser gespült werden, so kann sie mehrfach benutzt werden.

Löffel

Für die Fütterung mit eingeweichten oder trockenen Körnern hat sich ein wie auf dem Foto gebogener Löffel bestens bewährt. Darin „kullern“ die Körner fast wie von selbst in den geöffneten Schnabel und können von dort aus abgeschluckt werden. Mit einer Zange kann so ein Löffel in wenigen Sekunden selbst aus einem normalen Teelöffel hergestellt werden.

Taube

So, nun aber zur Praxis. Da eine Handfütterung für alle Beteiligten kurz und schmerzlos ausfallen sowie von einer Person zu bewältigen sein sollte, gehe ich wie folgt vor. Zuerst nehme ich die Taube auf den Schoß und wickle sie vorsichtig – nicht zu fest, nicht zu locker – in ein altes Handtuch ein. Somit ist die Taube quasi bewegungsunfähig und ich habe beide Hände frei.

Füttern

Mit der einen freien Hand halte ich dann das Köpfchen fest, von hinten halten die Finger den Schnabel fest. Mit dem Daumen der anderen Hand öffne ich vorsichtig den Schnabel und halte ihn mit den Fingern offen (auch kleine Taubenküken sperren NICHT und müssen auf diese Art zu ihrem Glück gezwungen werden). So habe ich die zweite Hand frei für die Spritze oder den Löffel. Nach jeder Futtergabe das Köpfchen kurz loslassen, damit die Taube gut abschlucken kann.

Wenn man diese Prozedur ein wenig eingeübt hat, dauert die Breifütterung nur wenige Sekunden, eine Tagesration Körnerfütterung dauert 4-5 Minuten. Also kein wirklicher Aufwand und auch nichts, was nicht vor bzw. nach der Arbeit „mal eben“ gemacht werden kann. Handfütterung bei Tauben ist keine Herausforderung, kostet vielleicht am Anfang etwas Überwindung, aber ist manchmal für die Taube (über)lebensnotwendig!!

An dieser Stelle möchte ich meinem „Modell“ danken, die Taube auf dem Foto ist ein blinder Vogel, der schon ewig selbst frisst, aber dem das Blitzen der Kamera nichts ausmacht. Haste super gemacht, Mäusken.

Es ist leider kein einfaches Unterfangen, eine Taube gut unterzubringen, schon gar nicht ein behindertes Tier.. Ich habe so einen Taubenschlag mit Voliere für behinderte Tauben, bin aber am Rande meiner Kapazität und muss Sie bitten, sich erst einmal anderweitig umzuschauen.

  • Thread eröffnen in www.vogelforen.de – da tummeln sich viele Vogelfreunde deutschlandweit und darüber hinaus.
  • Listen der Offenen Schläge abtelefonieren, http://www.tierrechte.de/themen/stadttauben/teilnehmende-staedte und http://www.vogelforen.de/showthread.php?203199-Stadttauben-Projekte-Links-und-Infos und anfragen, ob Plätze für behinderte Tauben vorhanden sind.
  • www.villa-fluegel.de – die Mailadresse ist kontakt@villa-fluegel.de
  • ansonsten: Tierheime anrufen, fragen ob die Taubenschläge haben und Plätze für behinderte und/oder gesunde Tauben oder von Privatpersonen wissen, die so etwas haben – wichtig: viele Tierheime in und um Ihren Wohnort oder sogar darüber hinaus anrufen, nicht nur die örtlichen.

Viel Glück und nicht aufgeben! Wenn alle Stricke reißen sollten, kontaktieren Sie mich bitte.

Vollständig erholte und futterfeste junge Wildtauben können und müssen im Gegensatz zu Haustauben ausgewildert werden.

Dafür braucht die Taube eine Eingewöhnungszeit von ca. zwei Wochen an dem Ort, wo sie später in die Freiheit entlassen wird. Es eignet sich ein geschlossener Käfig oder eine entsprechend große Transportbox, die im Garten oder auf dem Balkon wettergeschützt aufgestellt werden. Von dort aus kann sich die Taube die Umgebung gut einprägen. Ist der Käfig nach der Eingewöhnungszeit geöffnet, lassen Sie ihn bitte mit Futter und Wasser versehen weiterhin zugänglich stehen. Findet sich die Taube noch nicht in der neuen Umgebung zurecht (was völlig normal ist, Abnabeln braucht seine Zeit), wird sie gerne wiederkommen und dort eine gute Versorgung vorfinden. Mit der Zeit wird sie sich draußen einleben und dann nicht mehr zurückkehren.

Gut ist, wenn die Taube einen Auswilderungspartner hat, also eine in etwa gleich alte Taube. Die Tiere sind dann nicht alleine und können voneinander lernen. Manchmal findet man im Internet ähnliche Taubenschicksale, mit deren „Ersatzeltern“ man sich zusammenschließen kann. Schauen Sie doch z.B. mal bei www.vogelforen.de.

Bitte entlassen Sie die Tauben nur in den Monaten in die Freiheit, in denen nachts erträgliche Temperaturen herrschen. Von der geheizten Stube zu plötzlichen Minustemperaturen draußen ist ein zu gravierender Unterschied, als dass die Taube dieses einfach so wegstecken könnte. Außerdem ist das Nahrungsangebot im Winter natürlich viel geringer und eine unerfahrene Taube wird Schwierigkeiten haben, genug Futter zu finden.

Gesunde Stadttauben sind Haustiere und können NICHT wieder ausgewildert werden, ein Haustier „auszuwildern“ würde Aussetzen bedeuten. Züchter sind da meist keine geeignete Adresse, eher sog. „Offene Schläge“ (oder Stadttaubenprojekte, Taubentürme etc.). Ob und wo es solche Einrichtungen für Stadttauben gibt, erfahren Sie beim örtlichen Tierheim – auch notfalls mal die umliegenden Tierheime anrufen wenn die nichts wissen, und bei Veterinärämtern, beim Tierschutzverein oder beim Tierarzt nachfragen. In vielen Städten gibt es bereits solche Einrichtungen, in denen den Tauben auf Dauer artgerechtes Futter angeboten wird sowie ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung, im Gegenzug werden die Eier zur Populationsbegrenzung gegen Attrappen ausgetauscht. Sie könnten sich auch in den www.vogelforen.de um eine Vermittlung in ein artgerechtes Zuhause kümmern, hier finden Sie eine Liste mit deutschlandweiten Stadttaubenprojekten:
http://www.tierrechte.de/themen/stadttauben/teilnehmende-staedte – anrufen und um Aufnahme Ihrer Taube bitten. Längere Strecken lassen sich z.b. gut mit der Mitfahrzentrale überbrücken, viele Fahrer sind bereit, einen kleinen Karton mit einer Taube für kleines Entgelt ans Ziel zu bringen.
Hier finden Sie ebenfalls eine Liste mit den Stadttaubenprojekten: http://www.vogelforen.de/showthread.php?203199-Stadttauben-Projekte-Links-und-Infos Es ist zwar ein wenig Aufwand, eine Taube gut unterzubringen, aber sicher möchten Sie das Beste für Ihren Schützling.

  • Trichomonasis
  • Paramyxovirose
  • Salmonellose
  • Kropfentzündung
  • Frakturen
  • Kokzidiose
  • Mangelernährung
  • Rachitis
  • Würmer
  • Pilzinfektion
  • Pocken
  • Federlinge

(Ausarbeitungen zu den einzelnen Krankheiten folgen in Kürze)

Haben Sie Bedenken, dass Sie oder Ihr Haustier sich bei der Taube anstecken können? Diese Angst ist in den allermeisten Fällen völlig unbegründet. Tauben haben fast ausschließlich Taubenkrankheiten, die weder auf den Mensch noch auf andere Tierarten übertragbar
sind. Die Übertragungswege sind beispielsweise Trinkwasser.. und solange kein infektgefährdeter Hausgenosse mit der Taube aus einer Schale trinkt, ist diese Gefahr gebannt. Ich selbst habe schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten immer wieder Pflegetauben auch in der Wohnung, bisher habe ich mich mit keiner Krankheit angesteckt. Ich habe drei Kinder, wovon eines ein recht infektanfälliges Frühchen ist. Auch dieses Kind hat bis auf gelegentlichen Schnupfen bisher
noch keine Krankheit gehabt, die auch nur annähernd mit einer Taube in Verbindung zu bringen war. Tauben haben oftmals z.b. Parasiten wie Federlinge. Da wir als Menschen aber keine Federn haben, ist auch das kein Grund zur Sorge. Leider wird in den Medien die Taube oft als Krankheitsüberträger dargestellt, als „Ratten der Lüfte“, welches aber wirklich völlig überzogen und unzutreffend ist. Bitte lassen Sie sich nicht bange machen von diesen Hasskampagnen gegen
diese liebenswerten Tiere.

Bitte seien Sie allerdings vorsichtig, wenn die Taube, die Sie aufgenommen haben, merkwürdige Verdrehungen macht.. das könnte ein Anzeichen von Paramyxovirose sein. Diese Krankheit ist möglicherweise auf Hausvögel wie z.B. Sittiche oder Hühner übertragbar. Hier sollte
sichergestellt sein, dass die Taube wirklich in Quarantäne kommt und sich kein anderer Vogel anstecken kann.

Haustaube

Der Begriff Haustaube umfasst viele Taubenformen. Der Mensch hat sie ursprünglich aus der Felsentaube (Columba livia, siehe Foto) domestiziert. Tauben als Fleischlieferanten sind daraus entstanden, Ziertauben und natürlich Brieftauben und ihre obdachlosen Nachkommen, die Stadttauben. Sie brüten in Häusernischen ganzjährig. Aufgrund der mannigfaltigen Züchtungen können Haustauben alle möglichen Farbschattierungen, Schnabelformen etc. aufweisen. Als Haustiere sind sie auf den Menschen angewiesen und bleiben in dessen Nähe.

Sie werden knapp über 30cm lang und wiegen zwischen 350 und 500g.

Küken und Jungtiere kann man am gelblichen Flaum erkennen sowie an dem noch nicht ausgeprägten Nasenfleisch. Ist die Haut des Kükens rosa, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Haustaubenküken.



Ringeltaube (Columba palumbus)

Ringeltauben sind die in Europa am weitest verbreitetste Wildtaubenart. Ihr Äußeres kennzeichnet sich durch die charakteristische Graufärbung mit bräunlicher Brust und den weißen Flügelzeichnungen sowie dem namensgebenden weißen Ring bzw. Flecken im Halsbereich. Letzterer erscheint nur bei dem ausgewachsenen Tier, Jungtieren fehlt diese Kennzeichnung noch völlig. Sie brüten in Bäumen und halten sich vorwiegend in Parks, Gärten und auf Feldern auf. Aufgrund des Nahrungsangebotes in unseren Innenstädten halten sie sich zunehmend auch in Menschennähe auf.

Sie messen ca. 40cm Körperlänge und erreichen ein Gewicht von bis zu 600g.

Wie auch bei den Haustauben tragen Küken und Jungtiere in den ersten Wochen einen gelben Flaum, die Haut ist grundsätzlich grau-anthrazitfarben und die Augen haben anfangs eine braue, später eine auffällig gelbe Iris.



Türkentaube (Streptopelia decaocto)

Türkentauben, ebenfalls Wildtauben, sind in den Städten eher seltene Gäste. Sie sind hell-braungrau, wirken sehr zierlich und zart. Im Erwachsenengefieder zeigt sich ein schwarzer schmaler Streifen um den Hals, der von weißen Federn umrahmt wird.

Eine Türkentaube wird ca. 30cm groß und wiegt zwischen 150-200g.

Auch Türkentaubenküken tragen anfangs gelblichen Flaum, ihre Augen sind braun.





Hohltaube (Columba oenas)

Hohltauben sind Wildtauben und bei uns nur noch selten anzutreffen. Auf den ersten Blick ähneln sie den Felsentauben, unterscheiden sich aber in ihrer zierlicheren Gestalt, dem schmaleren Schnabel sowie den schwarzen Augen.

Die Hohltaube auf dem Foto ist ein Jungtier, bei der erwachsenen Taube ist das Gefieder im Nackenbereich grün schimmernd.

Hohltauben werden ca. 30cm lang und erreichen ein Gewicht von ca. 300g.

Haben Sie auf Ihrem Balkon ein Taubennest entdeckt und überlegen nun, wie weiter vorzugehen ist? Stadttauben stammen von der Felsentaube ab und suchen sich als Nistplatz meistens einen höhlenähnlichen Ort. Dies kann auch schon einmal Ihr Blumenkasten sein oder eine unbeobachtete Stelle auf Ihrem Balkon. Wenn Sie ein Nest dort entdecken, sollten Sie erst einmal in Ruhe die Lage beurteilen und dann handeln.

Liegt in dem Nest noch kein Ei oder nur ein Ei? Dann sollten Sie das Nest entfernen, das eine Ei ist sicher vor kurzem erst gelegt worden (Tauben legen in der Regel zwei Eier im Abstand von einem Tag) und es ist noch kein Leben darin.

Liegen bereits zwei Eier darin und Sie können nicht beurteilen, wie lange die Taube schon brütet? Dann ist es eine Gewissensfrage, die Eier wegzunehmen oder diese eine Brut zuzulassen. Es ist leider nun einmal Fakt, dass die Tauben kein gutes Leben erwartet. Es dauert nur einen Bruchteil von einem Taubenleben, welches von Anfang an beim Menschen dauerhaft gut versorgt wird. Es ist geprägt von Hunger, schlechtem Futter (Abfall der Menschen), Krankheiten, Obdachlosigkeit. Man tut den Tauben keinen Gefallen, wenn man sie sich unkontrolliert fortpflanzen lässt.

Oder haben die Eltern ihren Nachwuchs bereits ausgebrütet und es befinden sich Küken im Nest? Küken bleiben vom Schlupf an ca. 5-6 Wochen im Nest. Diese Zeit sollten Sie dann verstreichen lassen und das Nest entfernen, sobald die Küken flügge geworden sind. Bitte kontrollieren Sie immer wieder das Nest, manche Taubenpärchen sind sehr eifrig im Brutgeschäft, so dass durchaus auch schon zu Küken, die noch im Nest sitzen, wieder neue Eier gelegt wurden! Diese dann natürlich entfernen. Das Nest vor dem Verlassen der Küken zu entfernen, bedeutet den Tod der Jungen (bzw. sie müssten per Hand aufgezogen werden). Ein Taubennest lässt sich auch nicht
versetzen, die Eltern würden mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Nachwuchs nicht weiter versorgen.

Wenn Sie die Taube erfolgreich wieder aufgepäppelt haben, möchte ich Ihnen ersteinmal gratulieren. Sie haben ein Leben gerettet!

Wenn sie eine Wildtaube aufgenommen haben, also eine Ringeltaube, eine Türkentaube (Fotos zur besseren Einordnung finden Sie hier) etc., dann ist eine Auswilderung die einzig richtige Lösung (bitte unter Menüpunkt „Auswildern“ weiter lesen), da diese Tiere in die Natur gehören. Für eine Stadttaube, die ja ein Haustier ist, ist die Unterbringung in einem Taubenschlag die optimale Lösung. Züchter sind da meist keine geeignete Adresse, eher sog. „Offene Schläge“ (oder Stadttaubenprojekte, Taubentürme etc.). Ob und wo es solche Einrichtungen für Stadttauben gibt, erfahren Sie beim örtlichen Tierheim – auch ruhig mal die umliegenden Tierheime anrufen wenn die nichts wissen, und bei Veterinärämtern, beim Tierschutzverein oder beim Tierarzt nachfragen. In vielen Städten gibt es bereits solche Einrichtungen, in denen den Tauben auf Dauer artgerechtes Futter angeboten wird sowie ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung, im Gegenzug werden die Eier zur Populationsbegrenzung gegen Attrappen ausgetauscht. Sie könnten sich auch in den www.vogelforen.de um eine Vermittlung in ein artgerechtes Zuhause kümmern, hier finden Sie eine Liste mit deutschlandweiten Stadttaubenprojekten: http://www.tierrechte.de/themen/stadttauben/teilnehmende-staedte – anrufen und um Aufnahme Ihrer Taube bitten. Längere Strecken lassen sich z.b. gut mit der Mitfahrzentrale überbrücken, viele Fahrer sind bereit, einen kleinen Karton mit einer Taube für kleines Entgelt ans Ziel zu bringen. Hier finden Sie ebenfalls eine Liste mit den Stadttaubenprojekten: http://www.vogelforen.de/showthread.php?203199-Stadttauben-Projekte-Links-und-Infos Es ist zwar ein wenig Aufwand, eine Taube gut unterzubringen, aber sicher möchten Sie das Beste für Ihren Schützling.

Noch einmal ganz deutlich: Bitte entlassen Sie eine Stadttaube nie mehr einfach zurück in die Obdachlosigkeit, denn sie ist ein Haustier und auf den Menschen angewiesen! Ohne artgerechtes Futter, medizinische Versorgung und ein Dach über dem Kopf wird sie bald wieder krank irgendwo herum sitzen und hat dann wohl nicht nochmal das Glück, in so liebevolle Hände wie die Ihren zu gelangen.