Vorab gesagt: Tauben gelten zwar als gefährliche Krankheitsüberträger, aber diesen schlechten Ruf haben sie nicht verdient. Bis auf verschwindend wenige Ausnahmen kann eine Taube Sie als Menschen (oder ihren Hund oder Katze) mit nichts anstecken! Taubenkrankheiten sind fast immer nur artspezifisch, also unter Tauben, ansteckend.
Ein vogelkundiger Tierarzt (Empfehlungen in Ihrer Nähe erhalten Sie in der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe – Notfälle“) hat wirksame Medikamente und Behandlungen für die geläufigsten Krankheiten oder Verletzungen nicht nur für Vierbeiner, sondern natürlich auch für Vögel. Bitte nie selbst experimentieren, da muss der Fachmann ran!

Wird z.B. ein Flügelbruch nicht durch den Tierarzt gerichtet, wächst der Knochen schief zusammen und die Taube ist womöglich zeitlebens flugunfähig. Dabei kann ein vogelkundiger Tierarzt den Bruch meist leicht ertasten und den Flügel mit etwas Klebeband in die richtige Position bringen und stilllegen, bis nach etwa drei Wochen alles überstanden ist. Eine Behandlung, die kaum etwas kostet, aber der Taube ein normales Weiterleben ermöglicht. Auch Infektionen, wie z.B. Trichomoniasis oder Würmer, können mit geringem Aufwand (eine Tablette!) behandelt werden, unbehandelt endet es für das Tier oft tödlich.

Bitte seien Sie vorsichtig, wenn die Taube, die Sie aufgenommen haben, merkwürdig den Kopf verdreht.. das könnte ein Anzeichen von Paramyxovirose sein. Diese Krankheit ist möglicherweise auf Hausvögel wie z.B. Sittiche oder Hühner übertragbar. Bestätigt der Tierarzt den Verdacht, sollte die Taube 6 – 8 Wochen in Quarantäne bleiben, bis sie nicht mehr asteckend ist.

Eine Taube, die nicht mehr vorm Menschen flieht, ist meist sehr krank und braucht Hilfe. Ganz wichtig: bitte selbst sofort sichern! Einfach nur melden und weitergehen bedeutet, die Taube in akuter Gefahr zu belassen! Niemand ist näher dran an dem Tier als Sie und bis jemand anderes organisiert ist und vor Ort sein kann, ist die Taube fast immer weg und/oder tot. Die Taube kann Ihnen keinen Schaden zufügen und hat auch keine für Sie gefährliche Krankheit. Bitte keine Scheu. Man kann eine Taube in den meisten Fällen mit einem beherzten Griff fangen. Läuft sie weg – wenn z.B. „nur“ ein Flügel gebrochen ist – am besten in eine Ecke drängen und dann mit der Hand schnappen oder eine Jacke etc. darüber werfen.

Wenn Sie eine Stofftragetasche dabei haben sollten, prima, darin liegt eine Taube beim Transport bequem wie in einer Hängematte. Plastiktüten sind natürlich ungeeignet – Erstickungsgefahr! Haben Sie keine Stofftragetasche dabei, fragen Sie im nächsten Geschäft nach einem Karton. Mit einem Schlüssel lassen sich leicht Luftlöcher (von innen nach außen) in den Deckel pieksen. Und schon ist die Taube transportfähig und man kann in Ruhe alles weitere angehen.

Der Karton reicht als erste Unterbringung. Wenn die Taube wackelig oder verletzt ist, rollen Sie bitte ein Handtuch zu einer Wurst, legen diesen zu einem Kringel und setzen die Taube dort rein. So gestützt ist es für sie gleich bequemer. Wenn nichts dageben spricht, können Sie ihr ein flaches Tellerchen mit etwas Wasser und Körnerfutter hinstellen. Bitte niemals versuchen, etwas einzuflößen!! Hinten an der Zunge haben Tauben das Atemloch und wenn dort Wasser oder Futter rein kommt, endet das schnell tödlich.

Was immer das Tier hat – ein krankes oder verletztes Tier gehört erst einmal zum Tierarzt. Bitte gehen Sie nur zu einem vogelkundigen Tierarzt (z.B. in der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe – Notfälle“ zu erfragen) und bieten Sie ausdrücklich an, das Tier nach der Behandlung wieder mitzunehmen und eine Päppelstelle zu finden. Tierärzte sind Dienstleister, keine Auffangstationen! Wenn man ein Tier nur abgibt und wieder geht, wird leider oft eingeschläfert, obwohl die Taube noch eine Chance hätte.

Übrigens: Auch wenn eine dauerhafte Behinderung zurückbleibt, kann eine Haustaube (also Stadttaube, Brief- oder Ziertaube) damit oft gut leben, wenn man ihr einen Platz in einer behindertengerechten Voliere organisiert.

Vollständig erholte und futterfeste junge Wildtauben können und müssen (im Gegensatz zu Haustauben!) ausgewildert werden. Bitte fragen Sie in der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe – Notfälle“ nach, wer in Ihrer Nähe eine Auswilderungsmöglichkeit, am besten mit gleichaltrigen Artgenossen, hat. Es gibt einiges dabei zu beachten und erfahrene Päppelstellen sind da einfach die beste Anlaufstelle.

Gesunde Stadttauben (genauso wie verflogene Brief- und Ziertauben) sind Haustiere und können NICHT wieder ausgewildert werden; ein Haustier „auszuwildern“ würde Aussetzen bedeuten. Züchter sind da meist keine geeignete Adresse, da nur Tauben, die Leistung bringen, für sie interessant sind, keine Straßentiere. Es gibt aber auch „Offene Schläge“ (oder Stadttaubenprojekte, Taubentürme etc.). In vielen Städten gibt es bereits solche Einrichtungen, in denen den Tauben auf Dauer artgerechtes Futter angeboten wird sowie ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung. Im Gegenzug werden die Eier gegen Attrappen ausgetauscht, um das Taubenelend in den Griff zu bekommen. Ob und wo in Ihrer Nähe es solche Einrichtungen für Stadttauben gibt, erfahren Sie beim örtlichen Tierheim – auch notfalls die umliegenden Tierheime anrufen. Sie können auch beim Veterinäramt, beim Tierschutzverein oder beim Tierarzt nachfragen.

Noch einmal ganz deutlich: Bitte entlassen Sie eine Stadttaube nie mehr einfach zurück in die Obdachlosigkeit, denn sie ist ein Haustier und auf den Menschen angewiesen! Ohne artgerechtes Futter, medizinische Versorgung und ein Dach über dem Kopf wird sie bald wieder krank irgendwo herum sitzen und hat dann sicher nicht nochmal das Glück, in so liebevolle Hände wie die Ihren zu gelangen.

Plätze für behinderte Tauben sind leider rar. Daher ist die Suche nicht ganz so einfach.

Ich empfehle auch hier wieder die Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe – Notfälle“. Vielleicht findet sich darüber schon ein schöner Platz oder man bekommt Empfehlungen, wo man noch nachfragen könnte.

Viel Glück und bitte nicht so schnell aufgeben! Ich habe so eine Voliere für behinderte Tauben (Standort Bottrop) und nehme auf, sofern meine Kapazität das zulässt.

Haben Sie auf Ihrem Balkon ein Taubennest entdeckt und überlegen, wie es weitergeht? Folgende Ratschläge gelten nur für Stadttauben, nicht für Wildtauben! Stadttauben stammen von der Felsentaube ab und suchen sich als Nistplatz meistens einen höhlenähnlichen Ort. Dies kann auch schon einmal Ihr Blumenkasten sein oder eine unbeobachtete Stelle auf Ihrem Balkon. Wenn Sie ein Nest dort entdecken, sollten Sie erst einmal in Ruhe die Lage beurteilen und dann handeln.

Liegt in dem Nest noch kein Ei oder nur ein Ei? Dann sollten Sie das Nest entfernen, das eine Ei ist sicher vor kurzem erst gelegt worden (Tauben legen zwei Eier im Abstand von einem Tag) und es ist noch kein Leben darin. Bei Stadttauben sollte man das aus Tierschutzgründen tun, denn das Leben einer Stadttaube ist geprägt von Hunger, schlechtem Futter (Abfall der Menschen), Taubenkrankheiten, Obdachlosigkeit. Man tut den Tauben keinen Gefallen, wenn man sie unkontrolliert fortpflanzen lässt. Der übermäßige Fortpflanzungstrieb ist ihnen leider vom Menschen angezüchtet worden und nicht natürlich.

Liegen zwei Eier darin und Sie können nicht beurteilen, wie lange die Taube bereits brütet? Oder sind schon Küken im Nest? Küken bleiben vom Schlupf an ca. 5-6 Wochen im Nest. Diese Zeit müssen Sie verstreichen lassen und dürfen das Nest erst entfernen, sobald die Küken flügge geworden sind und das Nest komplett verlassen haben. Bitte kontrollieren Sie in dieser Zeit immer wieder auf neue Eier. Das Nest vor dem Verlassen der Küken zu entfernen, ist verboten (Vogelnester – auch die von Stadttauben – sind gesetzlich geschützt und es ist eine Straftat, Nester und Gelege zu zerstören) und bedeutet den Tod der Jungen. Ein Taubennest lässt sich nicht versetzen, die Eltern versorgen ihren Nachwuchs dann nicht weiter. Wenns gar nicht anders geht, bitte in der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe – Notfälle“ beraten lassen und ggf. einen Päppler finden, der die Küken per Hand aufziehen kann. Dieses aber bitte nur im absoluten Notfall, denn es ist grausam, den Eltern ihre Kinder wegzunehmen und die Küken ohne Eltern aufwachsen zu lassen. Lassen Sie die junge Familie möglichst in Ruhe und beobachten Sie mit Abstand, wie die niedlichen Jungen mit den gelben Fusseln auf dem Kopf immer selbständiger werden. Schälchen mit sauberem Wasser und Körnerfutter unterstützen die Eltern und helfen, dass die Jungen gesund groß und stark werden können.

!! ACHTUNG !! !! ACHTUNG !! !! ACHTUNG !!

Brüten Wildtauben auf ihrem Balkon (oftmals Ringeltauben), ist es grundsätzlich verboten, das Nest und/oder Gelege zu zerstören! Dies ist gesetzlich klar festgelegt und kann sehr hohe Geldstrafen mit sich bringen.

!! ACHTUNG !! !! ACHTUNG !! !! ACHTUNG !!

Das ist eine schwierige Angelegenheit. Tauben sind sehr standorttreu (sonst würde das mit dem „Brieftaubensport“ auch nicht funktionieren) und lassen sich schlecht bzw. gar nicht umsiedeln. Von daher würde der Großteil der Tauben, die vermittelt wurden, beim ersten Freiflug zum alten Taubenschlag zurückkehren – auch wenn dieser längst abgerissen wurde. Es bleibt einem also nur, die Tauben an ihrem Standort weiter zu versorgen bzw. an einen Platz zu vermitteln, an dem die Tauben zeitlebens eingesperrt bleiben. Adressen für letztgenannte Alternative kann ich Ihnen nicht anbieten. Sie können sich auch an den betreffenden Brieftauben-Züchterverein wenden und dort um Rat fragen.

Haustaube

Der Begriff Haustaube umfasst viele Taubenformen. Der Mensch hat sie ursprünglich aus der Felsentaube (Columba livia, siehe Foto) domestiziert. Tauben als Fleischlieferanten sind daraus entstanden, Ziertauben und natürlich Brieftauben und ihre obdachlosen Nachkommen, die Stadttauben. Sie brüten in Häusernischen ganzjährig. Aufgrund der mannigfaltigen Züchtungen können Haustauben alle möglichen Farbschattierungen, Schnabelformen etc. aufweisen. Als Haustiere sind sie auf den Menschen angewiesen und bleiben in dessen Nähe.

Sie werden knapp über 30cm lang und wiegen zwischen 350 und 500g.

Küken und Jungtiere kann man am gelblichen Flaum erkennen sowie an dem noch nicht ausgeprägten Nasenfleisch. Ist die Haut des Kükens rosa, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Haustaubenküken.



Ringeltaube (Columba palumbus)

Ringeltauben sind die in Europa am weitest verbreitetste Wildtaubenart. Ihr Äußeres kennzeichnet sich durch die charakteristische Graufärbung mit bräunlicher Brust und den weißen Flügelzeichnungen sowie dem namensgebenden weißen Ring bzw. Flecken im Halsbereich. Letzterer erscheint nur bei dem ausgewachsenen Tier, Jungtieren fehlt diese Kennzeichnung noch völlig. Sie brüten in Bäumen und halten sich vorwiegend in Parks, Gärten und auf Feldern auf. Aufgrund des Nahrungsangebotes in unseren Innenstädten halten sie sich zunehmend auch in Menschennähe auf.

Sie messen ca. 40cm Körperlänge und erreichen ein Gewicht von bis zu 600g.

Wie auch bei den Haustauben tragen Küken und Jungtiere in den ersten Wochen einen gelben Flaum, die Haut ist grundsätzlich grau-anthrazitfarben und die Augen haben anfangs eine braue, später eine auffällig gelbe Iris.



Türkentaube (Streptopelia decaocto)

Türkentauben, ebenfalls Wildtauben, sind in den Städten eher seltene Gäste. Sie sind hell-braungrau, wirken sehr zierlich und zart. Im Erwachsenengefieder zeigt sich ein schwarzer schmaler Streifen um den Hals, der von weißen Federn umrahmt wird.

Eine Türkentaube wird ca. 30cm groß und wiegt zwischen 150-200g.

Auch Türkentaubenküken tragen anfangs gelblichen Flaum, ihre Augen sind braun.





Hohltaube (Columba oenas)

Hohltauben sind Wildtauben und bei uns nur noch selten anzutreffen. Auf den ersten Blick ähneln sie den Felsentauben, unterscheiden sich aber in ihrer zierlicheren Gestalt, dem schmaleren Schnabel sowie den schwarzen Augen.

Die Hohltaube auf dem Foto ist ein Jungtier, bei der erwachsenen Taube ist das Gefieder im Nackenbereich grün schimmernd.

Hohltauben werden ca. 30cm lang und erreichen ein Gewicht von ca. 300g.